Mittwoch, 8. Oktober 2014

#Wärmepumpe: jährliche Pflegemaßnahme des Entnahmebrunnens

Wie in früheren Blogbeiträgen berichtet, hatten wir im Winter 2012/2013 massive Probleme mit dem stark verockerten Schluckbrunnen unserer Grundwasserwärmepumpenanlage. Nach intensiver Eigenrecherche führten wir schließlich unter Anleitung der Firma Wesso AG im Herbst 2013 eine Regeneration unseres Schluckbrunnens durch (siehe Blogbeitrag dazu). Seither läuft die Anlage wieder problemlos.

In diesem Blogbeitrag möchte ich die künftig anstehende jährliche Pflegemaßnahme beispielhaft beschreiben. Alle Angaben erfolgten nach bestem Wissen und Gewissen, ich bitte aber um Verständnis dafür, dass ich keinerlei Haftung oder Gewährleistung für die hier gemachten Angaben übernehmen kann. Alle Schritte sollten Sie natürlich vorher mit Ihrem Heizungs- und Brunnenbauer absprechen. Unsere Wärmepumpenanlage über nimmt auch die Brauchwasser Aufheizung. Für die gesamten Arbeiten sind mit Einwirkzeit 12-24 Stunden zu veranschlagen. Die Arbeiten sollten in jedem Fall so getaktet sein, dass Sie in jedem Fall aller spätestens nach 24 Stunden abpumpen können.


Stark verockertes Rohrsystem des Entnahmebrunnens.

Zu den Arbeitsschritten:

1. Wärmepumpenanlage deaktivieren.

Es muss sichergestellt sein, dass während der gesamten Arbeiten die Wärmepumpe nicht aktiv wird. Auf keinen Fall darf über die Wärmepumpen-Steuerung Wasser durch das Rohrsystem gepumpt werden. Die Förderpumpe darf nur arbeiten, wenn sie manuell aktiviert wird.

2. Wenn möglich den zweiten Wärmeerzeuger für das Brauchwasser aktivieren (Wärmepumpe muss inaktiv bleiben). 

Jede Grundwasserwärmepumpe hat normalerweise einen zweiten Wärmeerzeuger. Mit dem zusätzlichen Wärmeerzeuger wird die (wöchentliche) Desinfektions-Aufheizung durchgeführt.
Wird der zusätzliche Wärmeerzeuger aktiviert, ist sichergestellt, dass während der gesamten Arbeiten Warmwasser zu Verfügung steht, auch bei deaktiviert er Wärmepumpe.

3. Wasserrückführung zum Schluckbrunnen unterbrechen.

Es darf während der Arbeiten kein Wasser von der Wärmepumpenanlage in den Schluckbrunnen gelangen. Zu diesem Zweck den Schieber schließen. Wie im Bild unten zu sehen, wird dazu der obere Schieber in Senkrechstellung gebracht.


Schieber des Rücklaufes bzw. Ausganges schließen, also senkrecht stellen und an der T-Ableitung des Rücklaufes Schlauch anschließen (im Foto ist die untere Leitung der Zulauf zur Wärmepumpe, die obere Leitung der Rücklauf). Auch die Wasserzufuhr etwas drosseln (Schrägstellung des unteren Schiebers).

4. Am T-Stück der Wasserrückführung Schlauch installieren.

Ein seriöser Heizungsbauer hat an einer Grundwasser-Wärmepumpenanlage sowohl am Wasser-Zulauf (Eingang), als auch am Ablauf (Ausgang) eine T-Ableitung installiert, an die jeweils ein Schlauch angeschlossen werden kann. Sollte dies nicht der Fall sein, sollten Sie Ihren Heizungsbauer entsprechend nacharbeiten lassen. Diese Ventile sind immer sinnvoll, auch wenn Sie einmal unabhängig von der Brunnenreinigung den Wärmetauscher separat spülen müssen oder ein Notablauf eingerichtet werden muss.
An das T-Stück der Wasserrückführung schließen Sie einen Schlauch an, der so lang ist, dass er bis zum Brunnen und weiter, deutlich unter den Wasserspiegel des Entnahmebrunnens reicht. Vorerst sollte das T-Stück zum Schlauch noch geschlossen bleiben.

5. Brunnendeckel des Entnahmebrunnens anheben.

Am besten sichern Sie den Deckel des Brunnenkopfes mit einem Vierkantholz. Der entstehende Spalt sollte so groß sein, dass der Schlauch, der wie unter Punkt 4 beschrieben von der Wärmepumpe abgeleitet wird, durch passt ohne geknickt oder gequetscht zu werden.

6. Schlauch (siehe Punkt 4) in den Brunnen führen.

Der Schlauch sollte deutlich unter den Wasserspiegel des Entnahmebrunnens reichen.


Im Bild sieht man den angehobenen Brunnendeckel und die Schlauchrückführung

7. Arbeitslösung anmischen.

Die Arbeitslösung kann man für die Pflegemaßnahme in einer handelsüblichen Gießkanne anmischen. Bitte die Anleitung beachten. Als Faustregel gilt, etwa 10 Prozent der Regenerationsmenge pro Brunnen.
In unserem Fall waren das 2 400g-Beutel für den Brunnen plus ein Beutel für die Wärmetauscher-Spülung.




Arbeitslösung herstellen

8. Arbeitslösung in den Brunnen einfüllen.

Mit Hilfe eines Trichters und eines Schlauchstückes wird die Arbeitslösung in den Brunnen gefüllt. Der Schlauch sollte deutlich bis unter die Wasseroberfläche reichen.


Arbeitslösung in den Brunnen einfüllen


9. Schlauchzuleitung öffnen.

Nun sollte der Schieberegler der Schlauchableitung geöffnet werden. Der Schieberegler der Wasserrückführungsleitung bleibt natürlich geschlossen.

Schieberegler der Schlauchableitung öffnen (oben).


10. Pumpe im Entnahmebrunnen aktivieren.

Über das Steuermenü der Wärmepumpenanlage muss nun die Tauchpumpe im Entnahmebrunnen aktiviert werden (ohne die Wärmepumpen Anlage zu aktivieren!). Dadurch, dass wir den Rücklauf zum Schluckbrunnen unterbrochen haben und das Wasser stattdessen über den Schlauch wieder in den Entnahmebrunnen zurückgeführt wird, entsteht eine Kreislaufspülung. Diese sollte 1-2 Stunden aufrecht erhalten werden. Durch diese Kreislaufspülung werden automatisch der Wärmetauscher und die Tauchpumpe im Entnahmebrunnen mit gereinigt.


Durch die Rückführung des Wassers über den Schlauch entsteht eine Kreislaufspülung.

11. Pumpe im Entnahmebrunnen deaktivieren: Passive Einwirkzeit.

Nach spätestens zwei Stunden wird die Pumpe des Entnahmebrunnens wieder deaktiviert und damit die Kreislaufspülung gestoppt. Nun beginnt die zweite, passive Wirkphase der Arbeitslösung. Während dieser Zeit wandert die Arbeitslösung in die Filterkiese bzw. Sande und löst dort die Verkrustungen und Verockerungen.


12. Abpumpen.

Frühestens nach 10-12 Stunden, allerspätestens nach 24 Stunden müssen die Rückstände der Arbeitslösung aus dem Brunnen vollständig abgepumpt werden. Macht man das nicht, flocken die gelösten Bestandteile wieder aus und man hat die gleichen bzw. sogar schlimmere Probleme wie vorher.
Um Abzupumpen, zieht man am besten den Schlauch aus dem Brunnen, führt das Ende in den Garten (unbedingt beobachten ob das Wasser auch versichert und/oder auf das Nachbargrundstück läuft) oder steckt das Ende in einen Gulli und aktiviert die Tauchpumpe im Schluckbrunnen wieder. Die Arbeitslösung kann was die Inhaltsstoffe betrifft ohne Bedenken über die Kanalisation "entsorgt" werden.
Am Anfang ist das abgepumpte Wasser gelblich gefärbt, ist das Wasser klar, kann der Abpumpvorgang abgebrochen werden (Pumpe deaktivieren). Kleiner Anhaltspunkt: Ich musste bisher immer deutlich mehr als 30 Minuten abpumpen, bis das Wasser keinen Gelbstich mehr hatte. Ich habe für den "Farbencheck" das Abpumpwasser immer kurz in einen weißen Eimer laufen lassen.

13. Brunnendeckel wieder schließen.

Vierkantholz und Schlauch müssen natürlich vorher aus dem Brunnenraum entfernt werden.

14. Schlauchableitung schließen.

Durch das Schließen des Ventils an der Schlauchableitung wird die Wasserzufuhr in den Schlauch gestoppt. Der Schlauch kann dann wieder demontiert werden (Vorsicht, das Restwasser läuft ab).

15.  Wasserrückführung wieder öffnen (evtl. gedrosselte Wasserzufuhr auch wieder erhöhen).

Der Schieberegler des Wasserrücklaufes muss jetzt wieder geöffnet werden, ebenso sollte die vorher gedrosselte Wasserzufuhr wieder auf die ursprüngliche Einstellung geregelt werden.

16. Wärmepumpe wieder aktivieren.
Nun kann die Wärmepumpe wieder aktiviert werden.

Es empfiehlt sich nach der Inbetriebnahme der Anlage alle Ventile auf Dichtigkeit genau zu überprüfen.
Ich hoffe, die Anleitung ist hilfreich. Wenn Sie Fragen haben oder einen Verbesserungsvorschlag, können Sie mich gerne kontaktieren (siehe Impressum) oder gleich direkt im Blog kommentieren.

Weiteren Blogbeiträge zum Thema Wärmepumpe:

  



2 Kommentare:

  1. Hallo,

    wie tief sind eigentlich deine beiden Brunnen ?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Sorry für die späte Antwort, habe den Kommentar erst jetzt gesehen. Meine beiden Brunnen sind jeweils 9m tief.

      Löschen